Das Neurospine Care® Konzept
Neurospine Team
- Neurochirurgische Hirn-Nerven- und Wirbelsäulenchirurgie
- Physikalische Medizin
- Anästhesiesprechstunde präoperativ im Privatspital oder an der Uni-Klinik
- Rehabilitation postoperativ, ambulant oder stationär
- Neuroradiologie zur präoperativen Abklärung und Diagnostik
- Rheumatologie im Falle von unklaren, komplexen Fällen
- Innere Medizin oder hausärztliche Abklärung
Dieses in enger Kooperation arbeitende ärztliche Team wird fallweise eingeschaltet, um einen Fall im Gremium zu besprechen.
Diagnostische Massnahmen
- Standardisierte Assessments
- Eingehende neurologische, evtl. neurophysiologische Spezialuntersuchung und neurochirurgische Untersuchung
- Nervenwurzelblockaden, Epidural-Infiltration, Facetten-Infiltration, epidurale Spritzen etc.
- Schmerzevaluation mittels Etagendiagnostik
Therapeutische Massnahmen
- Medikamentöse Therapie
- Manuelle Medizin
- Physiotherapie
- Medizinische Trainingstherapie
- Psychosomatische Abklärung und Betreuung
- Schmerzinfiltrationen
- Pilates
- Neuraltherapie
- und weiteres mehr
Ein Konzept hat sich über rund 30 Jahre bewährt und fortlaufend verbessert und perfektioniert.
Von Dr. med. Thomas W. Lutz, Neurochirurgie FMH, Neurologie FMH und Hirn-Nerven- und Wirbelsäulenchirurgie
Nerven- und Wirbelsäulenleiden stellen heute nach wie vor eine der ganz grossen medizinischen und volkswirtschaftlichen Herausforderungen dar. In der Schweiz sind sie die häufigste Ursache einer IV-Berentung und einer der häufigsten Gründe für einen Arztbesuch oder eine Hospitalisation.
Schon seit jeher haben sich viele Ärzte und Ärztinnen wie auch paramedizinische Therapeut*innen mit Wirbelsäulenproblemen beschäftigt. Mehr denn je stellen sie Ihnen aufgrund der vielen Schmerzempfindlichen Strukturen eine eigentliche Herausforderung puncto Behandlung dar. Durch ein reichhaltiges Angebot an „Rückenbehandlungen“ auf ganz verschiedener Ebene sind die Patienten und Patientinnen oft verunsichert. Das Greifen einer Behandlung wird umso schwieriger, je weniger die an einer Behandlung beteiligten Therapeut*innen miteinander kommunizieren. Viele Patienten suchen auch ohne den erstbehandelnden Arzt einen weiteren Therapeuten auf in der Hoffnung, dadurch noch mehr therapeutischen Nutzen zu erhalten. In der Regio Basiliensis bemühen sich seit einigen Jahren Spezialisten aus verschiedenen Fachrichtungen, die sich jedoch innerhalb ihres Fachgebietes speziell mit Wirbelsäulenleiden befassen, um eine strukturierte und umfassende diagnostische Zusammenarbeit, falls nötig im Neurospine-Team. Dies führt zu diagnostischen und therapeutischen Massnahmen und Algorithmen die in den FMH-Empfehlungen enthalten sind. Die Idee der sog. Rückenforen ist nicht neu und wurde in verschiedenen amerikanischen Kliniken und Artikeln schon sehr früh beschrieben. Dennoch ist es wertvoll, den interdisziplinären Austausch zu kultivieren und eine gemeinsame „Rückenstrategie“ zu erarbeiten. Die therapeutischen Kräfte werden so dahingehend beeinflusst, dass ein gutes Zusammenwirken zwischen nicht invasiven und invasiven operativen Ärzten zustande kommt. Neue Erkenntnisse und Entwicklungen in allen beteiligten Fachgebieten werden von den Mitgliedern des Neurospine Care® Teams zur Diskussion eingebracht und allenfalls in die Arbeitsweise integriert, weil Pflegende und Physiotherapeut*innen durch Fortbildungen speziell geschult worden sind. Ihre Beobachtungen für den Arzt sind eine zusätzlich wichtige Informationsquelle. Die Vertrautheit mit den Wirbelsäulenproblemen gibt den Patienten die Sicherheit und die Möglichkeit, in Gesprächen Unklarheiten und Schwierigkeiten im Umgang mit der Krankheit besser bewältigen zu lernen. Ein weiterer Pluspunkt für die Patient*innen ist die ambulante und wenn nötig auch stationäre Rehabilitationsteilung für den Bewegungsapparat wie auch für zentrale Leiden. Der grosse Vorteil der ambulanten Neurospine Care® Therapie liegt nicht nur für die Patienten in einer kurzen und effizienten Behandlung, sondern auch für die Krankenkassen ein bedeutend günstigeres Konzept. Durch die ambulante Behandlung und die sorgfältige interdisziplinäre Therapie werden Missbräuche einer stationären Behandlung sehr stark eliminiert. Es ist in vielen Fachpublikationen erwiesen, dass die Gefahr eines unter stationären Bedingungen häufig erfolgten „Herumreichen“ des Patienten deutlich abnimmt.
Ein Fallbeispiel illustriert die Arbeitsweise des Neurospine Care®-Teams
Ein 52-jähriger Patient ist seit einem halben Jahr als Büroangestellter nur noch für leichte körperliche Arbeit einsatzfähig. Verschiedene Physiotherapien, Schmerz- und Rheumamittel haben nichts gebracht. Die Röntgenbilder zeigen ein Wirbelgleiten auf Höhe der untersten Bandscheibe, das Magnetresonanzbild zeigt eine Einklemmung des 5. Lumbalnerv. Eine neurologische Abklärung inklusive EMG bestätigen die Kompression des 5. Lumbalnerven. Eine probeweise Wurzelinfiltration bringt die Beinschmerzen vorübergehend völlig zum Verschwinden, ebenso wie die Rückenschmerzen durch eine Anästhesie des Wirbelbogenkanals. Bisher war der Rheumatologe, der Anästhesist und nochmals der Rheumatologe beteiligt. Aufgrund einer zusätzlichen Herzerkrankung klärt der Internist zusammen mit dem Anästhesisten eine mögliche Operationsfähigkeit ab. In der Gruppendiskussion mit dem neurochirurgischen Wirbelsäulenchirurgen ergibt sich eine klare Entscheidung für eine operative Behandlung dieses Leidens. Auf Höhe der letzten Bandscheibe wird die durch verdickte Bänder, Knochensporne und Narben eingeengte Wurzel L5 freigelegt und anschliessend der letzte Wirbel mit dem Kreuzbein mittels Schrauben und einem Verbundsystem ans Kreuzbein fixiert, wobei die Fehlstellung korrigiert werden kann. Während der stationären Behandlung bleibt der Patient unter Aufsicht des Neurochirurgen, später wird er dann Fallweise, wenn nötig und wenn eine medizinische Indikation hierzu besteht, durch eine Rehabilitationsabteilung in Basels Umgebung weiter behandelt. Dies jedoch erst nach Abklingen der Akten chirurgischen Phase und bei fehlenden chirurgischen Komplikationen. Während der ganzen Zeit wird der Patient intensiv durch die Physiotherapeut*innen instruiert und betreut. Durch diese schrittweise Rehabilitation haben wir uns dem europäischen Durchschnitt genähert und verkürzten dadurch sukzessive die Hospitalisationsdauer. Schon nach wenigen Tagen ist der Patient auch nach einer längeren und schwierigeren Operation z. B. im Sinne einer Stabilisation (sei dies nun durch Ersatz der Bandscheibe oder durch alleinige Versteifung) wieder zu Hause. Dort wird die ambulante Rehabilitation fortgesetzt zur Kräftigung der Rumpfmuskulatur. Die Beinschmerzen sind verschwunden, die Rückenschmerzen auf einen minimen Rest geschrumpft, die durch die weitere Behandlung nochmals verringert werden sollten. Für Patienten*innen, Arzt und Ärztinnen, Pflege- und Physiotherapeut*innen bedeutet das Neurospine-Care®-Konzept mit dem kontinuierlichen, interdisziplinären Gespräch, den klaren Abklärungs- und Therapierichtlinien durch die bedeutend kürzere Hospitalisationsdauer eine optimale Struktur zur Lösung und Verbesserung von schweren Wirbelsäulenproblemen und zur Kostensenkung. Im Durchschnitt sind die Patienten bei Dr. Thomas Lutz ca. 3-5 Tage hospitalisiert und gehen danach ambulant in die postoperative, physiotherapeutische Behandlung über.